Vita
Ngugi wa Thiong’o wurde 1938 als Sohn einer Bauernfamilie in Kamirithu Limuru/Kenia geboren. Er studierte an der Makerere University in Kampala/Uganda und an der University of Leeds/Großbritannien. Dort veröffentlichte er 1964 seinen ersten Roman Weep not, Child. In den nächsten Jahren folgten die Romane The River Between (1965) und A grain of Wheat (1967), Erzählungen und Theaterstücke.
Von 1967-77 lehrte Ngugi Englische Literatur an der University of Nariobi und wurde ein wichtiger Protagonist der afrikanischen Hochschulpolitik. Seine Essaysammlungen Homecoming (1969) und später Decolonising the Mind (1986) und Moving the Center (1994) sind Dokumente einer postkolonialen Wissenschaftstheorie.
1977 erschien Ngugis Roman Petals of Blood (Verbrannte Blüten), der von der Kritik mit großem Beifall aufgenommen wurde und bis heute als eines seiner bedeutendsten Werke gilt. Dem Roman, der die neo-kolonialen Zustände in Kenia scharf kritisiert, wurde politische Sprengkraft attestiert und war dem diktatorischen Moi-Regime darum ein Dorn im Auge. Als im selben Jahr außerdem ein Theaterstück Ngugis zur Aufführung kam, das – besetzt mit Laiendarstellern aus der einfachen Bevölkerung – auffällige soziale Ungerechtigkeiten in der Kenianischen Gesellschaft anprangerte, wurde Ngugi wa Thiong’o ohne Gerichtsverfahren inhaftiert.
Während seiner einjährigen Haftzeit fasste er den Entschluss, seine Texte in Zukunft nicht mehr auf Englisch, sondern in seiner Muttersprache Gikuyu zu schreiben. So schrieb er noch im Gefängnis auf Toilettenpapier seinen ersten Roman in der afrikanischen Sprache: Caitani Mutharabaini (engl.: Devil on the Cross, 1982, dt.: Der gekreuzigte Teufel, Suhrkamp 1988).
Nach seiner Freilassung, die durch eine internationale Kampagne von Amnesty International bewirkt wurde, verwehrte man Ngugi die Anstellung an allen Colleges und Universitäten Kenias. Morddrohungen durch das Moi Regime zwangen ihn schließlich ins Exil nach Großbritannien und anschließend in die USA. Auf einer Konferenz in Harare 1986 entging er nur knapp einen Attentat. Sein nächster in Gikuyu verfasster Roman Matigari (1986) (dt.: Matigari, Peter Hammer Verlag 198 ) wurde in Kenia verboten, alle anderen Schriften des Autors wurden aus den Bildungseinrichtungen des Landes entfernt.
Im Exil engagierte sich Ngugi wa Thiong’o in einem Londoner Komitee für politische Gefangene, Menschenrechte und Demokratie in Kenia (1982-1998). Nach verschiedenen Stationen als Visiting Professor in Afrika, Großbritannien und den USA hatte er von 1992-2002 eine Professur für Vergleichende Literaturwissenschaft an der New York University inne, bevor er die Professur für Englische und Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of California Irvine übernahm. Als Ngugi nach dem Ende der Moi-Diktatur 2004 mit seiner Frau nach Kenia kam, entging das Ehepaar nur knapp einem Anschlag.
Ngugi wa Thiong’o blieb weiter literarisch produktiv, zuletzt erschienen 2006 der Roman „Wizard of the Crow“ (dt.: Herr der Krähen, A1 Verlag 2011) und 2010 „Dreams in a Time of War. A Childhood Memoir“ (dt.: Träume in Zeiten des Krieges. Eine Kindheit“, A1 Verlag 2010).
Ngugi wa Thiong’o wurde für sein literarisches und politisches Lebenswerk mit vielen Auszeichnungen geehrt, darunter 1967 mit dem Jomo Kenyatta Award, 2001 mit dem Nonino International Prize for Literature, 2009 mit der Nominierung für den Man Booker International Prize und mehrfach war er unter den Favoriten für den Literaturnobelpreis. Zwölf mal wurde ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.
Am 28. Mai 2025 ist Ngugi wa Thiong’o im Alter von 87 Jahren im US-amerikanischen Bundesstaat Georgia gestorben.
Preise und Auszeichnungen
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Ngugis Klassiker - Kriminalgeschichte und politischer Roman zugleich - zählt zu den bedeutendsten Romanen Ostafrikas.